‏ 1 Timothy 2

Ein Haus des Gebets

In diesem Kapitel geht es um zwei Themen. Das erste Thema ist das Gebet und die besondere Verantwortung, die damit für die Männer im Blick auf das öffentliche Beten verbunden ist. Beim zweiten Thema geht es um das Äußere und das Verhalten der Frau sowie um ihre Rolle in der Öffentlichkeit. Beide Themen sind von enormer Bedeutung und können nicht hoch genug eingestuft werden.

Sie gehören auch gerade in diesen Brief. Der Hauptzweck dieses Briefes ist es ja, zu zeigen, wie sich die Gläubigen im Haus Gottes verhalten sollen. Bei diesem Verhalten geht es sowohl um unser Betragen Ungläubigen gegenüber, die sich also außerhalb des Hauses Gottes befinden, als auch um unser Verhalten gegenüber unseren Glaubensgeschwistern, also denen gegenüber, die sich ebenfalls im Haus Gottes befinden. Gott stellt sich in diesem Brief als unser Heiland-Gott vor, und das sollte sich auch in unserem Verhalten widerspiegeln.

1Tim 2:1. Ist es nicht bedeutsam, dass Paulus „vor allen Dingen“ und zuerst Ermahnungen im Blick auf das Gebet gibt? Es folgen noch weitere Ermahnungen oder anspornende Aufforderungen, doch diese Ermahnung, die das Gebet betrifft, ist die wichtigste. Das muss man als Gläubiger zuerst einmal in Angriff nehmen. Es ist bitter nötig, auf diese Ermahnung zu hören und sie zu Herzen zu nehmen. Das Gebet ist eins der ersten Kennzeichen geistlichen Lebens. So war es jedenfalls bei dem gerade bekehrten Saulus (Apg 9:11). Die ersten Christen verharrten im Gebet und kamen zu diesem Zweck zusammen (vgl. Apg 1:14; Apg 2:42; Apg 4:24; Apg 12:12).

Das Verhalten, das die Bewohner des Hauses Gottes kennzeichnen sollte, äußert sich am deutlichsten in den Gebetsaktivitäten. Das Haus Gottes ist zuallererst ein Bethaus (Jes 56:7; Mk 11:17).

Die vier verschiedenen Gebetsformen, die Paulus hier nennt, kann man sowohl auf das persönliche als auch auf das gemeinsame Gebet beziehen.

1. „Flehen“ unterstreicht die Not – ein anhaltendes und eindringliches Beten wegen einer bestimmten Not. Es geschieht mit einem besonderen Nachdruck.

2. In den „Gebeten“ tritt man vor Gott, um alles, was einem am Herzen liegt, vor Ihm auszusprechen. Du darfst Ihm dabei die gewöhnlichsten und alltäglichsten Bedürfnisse ganz unumwunden mitteilen.

3. „Fürbitten“ sprichst du aus, wenn du dich vertrauensvoll und offen an Ihn wendest, um für andere etwas ganz Konkretes zu erbitten.

4. „Danksagungen“ unterstützen die vorgenannten Gebetshandlungen. Du trittst vor Gott und dankst Ihm schon im Voraus für das, was Er geben oder tun wird oder was Er auch vorenthalten wird, denn Er gibt oder tut nur das, was gut für uns ist (Phil 4:6).

Wenn Paulus dazu auffordert, für „alle Menschen“ zu beten, unterstreicht das die Absicht Gottes, dass wir Ihn als Heiland-Gott darstellen sollen. So will Er von den Menschen gekannt sein (Mt 5:45; Apg 14:16; 17; 1Tim 4:10). Wenn du davon durchdrungen bist, wird sich das bei dir zuerst darin zeigen, dass du anfängst zu beten. Du betest dann nicht nur für die Gläubigen, sondern auch für die Ungläubigen, und schließt niemanden dabei aus. Der Kreis derer, für die du betest, darf nicht enger sein als der Kreis derer, denen das Interesse Gottes gilt.

1Tim 2:2. „Alle Menschen“ schließt natürlich auch Könige und alle hochrangigen Personen ein. Trotzdem fordert Paulus noch einmal ausdrücklich dazu auf, gerade für solche Personen zu beten. Wir neigen nämlich dazu, sie zu vergessen oder bewusst aus unseren Gebeten auszuklammern, weil sie oft ein gottloses Verhalten an den Tag legen. Letzteres war ganz bestimmt in den Tagen des Paulus der Fall. Damals regierte der grausame und zügellose Kaiser Nero. Paulus spornt dazu an, auch für ihn zu beten (vgl. dazu Esra 6:10). Auch der Herr Jesus forderte seine Jünger auf, für die zu beten, die sie verfolgen würden (Mt 5:44).

Hier geht es nicht um die Regierungen an sich. Denen sollen wir uns unterordnen und ihnen gehorchen (Röm 13:1-7; Tit 3:1; 1Pet 2:13; 14; beachte jedoch auch Apg 5:29). Es geht hier um die Personen, die die Regierung bilden. „Alle, die in Hoheit sind“, sind alle, die eine hohe Stellung einnehmen, die ein hohes Amt bekleiden. Es betrifft auch nicht nur alle, die im eigenen Land oder der eigenen Stadt Regierungsverantwortung tragen, sondern auch alle darüber hinaus. Hier ist die Rede von Königen und allen hochgestellten Personen.

Das öffentliche Gebet wird einer Gott gegenüber feindlich eingestellten Regierung zeigen, dass die Gläubigen keine Aufständischen sind. Durch das Gebet kann Gott es den Regierenden ins Herz geben, die Gläubigen ihr Leben führen zu lassen, ohne sie in die Politik der Welt mit hineinzuziehen (Jer 29:7). Trotzdem geht es nicht so sehr darum, die Regierung ihnen gegenüber günstig zu stimmen, sondern dass die Gläubigen selbst vor Gefühlen des Hasses und der Verbitterung bewahrt werden. Durch das Gebet erhebt sich der Christ über die herrschenden Verhältnisse. Es lässt seine Seele inmitten von Verfolgungen „ruhig und still“ werden.

Diese innere Ruhe und Stille zeigt sich in „Gottseligkeit und würdigem Ernst“, und zwar in „aller“ Gottseligkeit und würdigem Ernst: Beides wird auf allen Lebensgebieten gesehen. Gottseligkeit ist ein Leben in Gottesfurcht. Damit ist keine Angst gemeint, sondern Ehrfurcht, die dem Willen Gottes Rechnung trägt. Bei würdigem Ernst kann man an Würde und Ehrlichkeit denken. Du siehst also, dass dein Verhalten in hohem Maß von deinem Gebetsleben bestimmt wird.

1Tim 2:3. Deine Gebetshaltung und als Folge davon deine Lebensführung sind dann „gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott“. Gott betrachtet dein Gebet als etwas Schönes, das es wert ist, angenommen zu werden. Er möchte es zur Rettung von Menschen benutzen. Dein Gebet darf zur Verkündigung des Evangeliums beitragen.

1Tim 2:4. Gott will nämlich, „dass alle Menschen errettet werden“. Das ist das erste Ziel, das Gott erreichen möchte (Tit 2:11; 2Pet 3:9). Es gibt niemanden, dem Gott die Rettung nicht gönnt. Gott will Sünder retten (1Tim 2:15), und das sind alle Menschen. Für Gott gibt es keinen Unterschied: Alle haben gesündigt, und alle können gerettet werden (Röm 3:22b-25; Röm 10:11-13).

Wenn ein Mensch verlorengeht, liegt das nicht am Willen Gottes. Das hat der Mensch dann seiner eigenen Sturheit zuzuschreiben, er selbst will es nicht. Hier geht es nicht um den „Rat seines Willens“ (Eph 1:5; 11), denn der wird immer ausgeführt. Es geht um das, was Gott wünscht und wonach Er sich sehnt (Mt 23:37), dem sich der Mensch in seiner Verantwortung allerdings widersetzen kann.

Zweitens möchte Gott, dass alle Menschen „zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“. Die Errettung ist nicht Selbstzweck. So hatte die Erlösung Israels, des alten Volkes Gottes, ein Ziel. Dieses Ziel bestand darin, dass Gott in ihrer Mitte wohnen wollte. Das neutestamentliche Volk Gottes ist aus der Macht der Welt befreit worden, um eine „Behausung Gottes im Geist“ zu sein (Eph 2:22). Das wird sichtbar, wenn Gläubige als Gemeinde zusammenkommen und der Herr Jesus in ihrer Mitte ist (Mt 18:20).

Die Wahrheit ist die Wahrheit über die Person des Herrn Jesus. Er ist die Wahrheit (Joh 14:6). Wir finden alles über Ihn in der Bibel, dem Wort, das Wahrheit ist (Joh 17:17). Die Kenntnis der Wahrheit erhalten wir in der Gemeinde des lebendigen Gottes. Die Gemeinde ist nämlich „der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ (1Tim 3:15). In der Praxis bedeutet das, dass sich ein Neubekehrter einer örtlichen Gemeinde anschließen muss. Die örtliche Gemeinde erkennt man daran, dass sie die Merkmale der gesamten Gemeinde trägt.

Einige dieser Merkmale sind:

1. Man erkennt dort (den) Leib Christi (1Kor 12:27).

2. Die Ordnung in der Gemeinde als dem Haus Gottes wird dort aufrechterhalten, indem man die Autorität des Herrn Jesus anerkennt, die Er durch sein Wort und seinen Geist ausübt (Mt 18:20).

3. Man ist bestrebt, „die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens“ (Eph 4:2; 3).

4. Sünde in der örtlichen Gemeinde und im eigenen Leben wird verurteilt (1Kor 5:12; 13; 1Kor 11:31).

Lies noch einmal 1. Timotheus 2,1–4.

Frage oder Aufgabe: Welchen Platz hat das Gebet in deinem Leben?

Der Mittler und das Beten der Männer

1Tim 2:5. Durch das Wörtchen „Denn“ wird dieser Vers mit dem Vorhergehenden verbunden. Jetzt folgt, wie Menschen errettet werden können und was für eine Wahrheit sie kennenlernen müssen. Dass alle Menschen Sünder sind, ist offensichtlich. Dass es einen Gott gibt, ist auch klar. Diese Wahrheit ist nicht neu: Sie war das Glaubensbekenntnis der Israeliten im Alten Testament (5Mo 6:4; Jes 43:10; 11; Sach 14:9). Sie sollten Zeugen dieser Wahrheit in einer sie umgebenden Welt der Vielgötterei sein. Dieser Wahrheit begegnest du unverändert im Neuen Testament (Röm 3:29; 1Kor 8:4-6; Gal 3:20; Jak 2:19).

Doch das Neue Testament zeigt etwas, was im Alten Testament nicht bekannt war. Das Neue liegt darin, dass der eine Gott sich in drei Personen zu erkennen gibt: Vater, Sohn und Heiliger Geist (Mt 28:19). Das geschah, als der Herr Jesus auf die Erde kam (Joh 1:14; Kol 1:19). Dieses Neue zeigt zugleich das Mittel, das Gott zur Errettung von Sündern gegeben hat. Der Herr Jesus ist nämlich der Mittler zwischen Gott und Menschen. Ein Mittler war nötig, weil Gott in seiner Heiligkeit den Menschen in seiner Sündhaftigkeit nicht in seiner Gegenwart dulden kann (vgl. Hiob 9:33).

Drei wichtige Dinge werden über den Mittler gesagt:

1. Es gibt nur einen „Mittler“. Deshalb gibt es auch nur einen Weg zum Heil („den Weg“; Joh 14:6) und nur eine Person, durch die man errettet werden kann (Apg 4:12). Jeden anderen Weg zur Errettung muss man als Lug und Trug abweisen. Es ist die Torheit des Unglaubens, Maria oder bestimmten Heiligen den Platz eines Mittlers zu geben.

2. Der Mittler ist ein Mensch, „der Mensch Christus Jesus“. Um die Heiligkeit Gottes zu verstehen und ihr zu entsprechen, musste der Mittler Gott sein. Christus ist Gott (Röm 9:5). Um jedoch für Menschen das notwendige Sühnungswerk zu vollbringen, musste Er den Menschen gleichwerden (Heb 2:14). Nur als Mensch konnte Er Mittler sein, nicht als der ewige Sohn.

3. 1Tim 2:6. Der Mittler hat „sich selbst gegeben“ (Gal 1:4; Gal 2:20; Eph 5:2; 25; Tit 2:14). Mehr war nicht möglich, und weniger hätte nicht gereicht. Indem Er sich selbst gab, hat Er den nötigen Kaufpreis bezahlt. Niemand anders (Ps 49:8) als Er konnte den Kaufpreis bezahlen, da nur Er ohne Sünde war.

Er hat den Kaufpreis „für alle“ bezahlt. Das Wörtchen „für“ bedeutet hier nicht „anstelle von“, sondern „zugunsten von“ oder „ausreichend für“ (2Kor 5:15). Der Kaufpreis ist so hoch, dass alle errettet werden können. Doch nur die, die Ihn im Glauben annehmen, werden errettet (Mt 20:28).

Von diesem gewaltigen Ereignis ist „zu seiner Zeit“ Zeugnis abgelegt worden, d. h. genau zur rechten Zeit, nicht zu früh und nicht zu spät. Die Zeit für dieses Zeugnis brach an, als Christus zum Himmel auffuhr und der Heilige Geist auf die Erde herabkam. Dieses Zeugnis konnte erst verkündigt werden, nachdem Christus gestorben war und den Kaufpreis bezahlt hatte. Er starb zur rechten Zeit (Röm 5:6). Auch die Predigt ist zur rechten Zeit in die Welt hineingetragen worden, um das einzige Mittel bekanntzumachen, das sich als völlig geeignet erwiesen hatte, den Bedürfnissen des Menschen zu entsprechen.

1Tim 2:7. Um davon Zeugnis abzulegen, hatte Gott sich ein besonderes Werkzeug zubereitet und in den Dienst gesellt. Das war Paulus (Apg 26:16-18). Er war ein „Herold“ oder ein Prediger, also jemand, der offizielle Mitteilungen eines Herrschers weitergibt; ein Regierungssprecher, wie wir heute sagen würden. So wurde die Botschaft des Heils verkündigt. Paulus war auch „Apostel“. Er war ein besonderer, mit der Vollmacht seines Herrn ausgestatteter Gesandter. Bei dem Ausdruck „Herold“ stehen die Menschen, zu denen er gesandt war, im Vordergrund, bei dem Ausdruck „Apostel“ dagegen der, der ihn gesandt hatte. Weil seine Apostelschaft manchmal angezweifelt wurde, bekräftigte er sie mit den Worten: „Ich sage die Wahrheit, ich lüge nicht.“

Schließlich war er auch noch „ein Lehrer der Nationen“. Er lehrte das, was der Herr ihm anvertraut hatte. Sein Dienst beschränkte sich nicht auf Israel, sondern überschritt die nationalen Grenzen. Kein Volk konnte beanspruchen, dass der Dienst ausschließlich ihm galt. Gott hatte aus diesem glühenden jüdischen Nationalisten nicht nur einen Prediger und Apostel gemacht, sondern ihm auch eine an die Völker gerichtete außergewöhnliche Offenbarung seiner Gnade geschenkt.

Sein Dienst geschah „in [d. h. im Rahmen von] Glauben und Wahrheit“ und nicht im Rahmen von sozialer Verbesserung oder theologischer Diskussion. Er erfüllte seinen Auftrag in Glauben und Wahrheit. In der Zuversicht des Glaubens predigte er, lehrte er und übte er seinen Dienst als Apostel aus. Alle seine Aussagen stimmten mit der Wahrheit überein. Darum ist es so wichtig, seinen Dienst ohne jeden Einwand zu akzeptieren.

Natürlich gab es von Timotheus keinerlei Einwände. Weil er aber doch etwas furchtsam war, stellte ihm Paulus zur Ermutigung noch einmal ganz deutlich seinen Dienst vor. Timotheus sollte sich daher nicht von Leuten beeindrucken lassen, die Paulus widerstanden und versuchten, seinen Dienst auszuhöhlen. Solch eine nachdrückliche Bestätigung hast du ebenfalls nötig, denn auch heute gibt es Leute, die dir erzählen wollen, Paulus habe das auch nicht immer so scharf gesehen.

1Tim 2:8. Vor dem Hintergrund der Autorität, die Paulus gegeben war, hörst du in diesem Vers: „Ich will …“ Das sollst du deshalb nicht als eine freundliche Bitte verstehen, sondern als einen apostolischen Befehl. Der Befehl lautet: Beten! Dieser Befehl wird an „die Männer“ gerichtet, weil es hier um öffentliches Beten geht. Das ergibt sich aus der Ortsangabe „an jedem Ort“. Damit ist jeder Ort gemeint, wo Gläubige zusammenkommen, unabhängig vom Gebäude oder vom Zweck (vgl. 1Kor 1:2; 2Kor 2:14; 1Thes 1:8).

Die Schrift berichtet mehr als einmal von betenden Frauen (1Sam 2:1; Lk 1:46; Lk 2:37). Es ist einer Frau jedoch nicht erlaubt, bei einem öffentlichen Zusammenkommen, wo auch Männer zugegen sind, im Namen aller ein Gebet zu sprechen. In diesem Zusammenhang solltest du auch daran denken, was darüber in 1 Korinther 11 und 14 steht (1Kor 11:5-10; 1Kor 14:34; 35).

In der Christenheit begegnet man sowohl einer unbiblischen Einschränkung als auch einer unbiblischen Ausdehnung dieses Befehls. Die Einschränkung liegt darin, dass nur ein einziger Mann öffentlich betet. Die Ausdehnung besteht darin, dass sowohl Männer als auch Frauen öffentlich beten. Bei denen, die diese beiden unbiblischen Praktiken ablehnen, besteht jedoch die Gefahr, dass sie diesen wichtigen Dienst nur einigen wenigen überlassen. Die Männer werden hier als Klasse angesprochen, im Unterschied zu der Klasse der Frauen. Es geht um die Gesamtheit der Männer, um alle Männer und nicht nur um eine besondere Klasse unter ihnen. Beten erfordert keine Gabe und auch kein besonderes Gefühl.

Beten erfordert dagegen etwas anderes, nämlich „heilige Hände“. Wer öffentlich betet, sollte sich in seinem Handeln („Hände“) als heilig erweisen. Das praktische Leben muss in Übereinstimmung sein mit dem, zu dem man betet. Das „Aufheben“ der Hände weist auf die damals übliche Gebetshaltung hin. Damit nennt der Apostel keine für alle Zeiten geltende Gebetshaltung. Es werden auch andere Gebetshaltungen erwähnt wie knien (Dan 6:11; Apg 20:36), stehen (1Mo 18:22; 23), auf dem Angesicht liegen (Jos 5:14) und sitzen (2Sam 7:18).

Wenn man das Angesicht Gottes sucht, muss dazu nicht nur das Handeln, sondern auch die innere Haltung und das Reden passen. „Zorn und zweifelnde Überlegung“ blockieren den Weg zu Gott. Das Wort „Zorn“, auf den Menschen angewandt, beschreibt eine innere Erregung, die zu einem unkontrollierten und unbeherrschten Temperamentsausbruch führt. Nichts davon darf in die heilige Atmosphäre des Gebets eindringen. Mit „zweifelnde Überlegungen“ sind Diskussionen gemeint, Wortstreit, den man mit einem anderen führt. Das Gebet darf nicht zu einem zum Himmel gerichteten Wortschwall entarten, mit dem man versucht, dem anderen einen mitzugeben. Wer in einer so heiligen Sache die Heiligen führen will, muss in seinen Motiven und Handlungen rein sein.

Wenn du eine Frau bist, gilt auch für dich, dass du „heilige Hände“ haben musst, wenn du erhört werden willst, und dass dein Gebet „ohne Zorn und zweifelnde Überlegung“ geschehen muss, um nicht blockiert zu werden. Doch der „Gebetsbefehl“ ist an die Männer gerichtet. Wenn du ein Mann bist, weißt du, was von dir erwartet wird.

Lies noch einmal 1. Timotheus 2,5–8.

Frage oder Aufgabe: Was sind Kennzeichen des Herrn Jesus als Mittler? Jemand, der sich im Gebet zum Sprecher der anderen macht, ist in gewisser Hinsicht auch ein Mittler. Welche Kennzeichen muss er dann haben?

Frauen

1Tim 2:9. Nach dem besonderen Befehl an die Männer als Klasse folgt nun ein besonderer Befehl an die Frauen, ebenfalls als Klasse. Das „Ebenso“, mit dem sich Paulus jetzt an die Frauen wendet, bezieht sich auf „ich will“ von 1Tim 2:8. Gemeint ist somit: „Ebenso will ich, dass …“ Es bedeutet also nicht, dass die Frauen „ebenso beten sollen“. Nein, er will, dass auch die Frauen ihren Beitrag zum Zeugnis Gottes in der Welt liefern. Die Männer liefern einen hörbaren Beitrag. Bezüglich der Frau sagt Paulus, dass sie in ihrem Äußeren einen sichtbaren Beitrag liefern soll.

Wenn Paulus nun über das Äußere der Frau spricht, folgt keine Modevorschrift. Er möchte ihr sagen, dass die Kraft ihres Zeugnisses in ihrer Erscheinung und in ihrer Haltung liegt. Es geht hier um den Zusammenhang zwischen ihrer Kleidung und ihrem christlichen Charakter und Zeugnis. Es betrifft die Ausstrahlung, die sie in den Zusammenkünften und auch im öffentlichen Leben hat.

Zwei Merkmale sind dabei wichtig: Bescheidenheit (oder Schamhaftigkeit) und Sittsamkeit. Die christliche Frau soll nicht die Aufmerksamkeit auf sich selbst richten. Das würde sie durch „Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbare Kleidung“ tun. Wir lesen hier nichts von einem Verbot, das Haar zu flechten oder Schmuck und teure Kleidung zu tragen. Sie sollte dadurch aber nicht versuchen, die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu richten. Das lange Haar ist ihre Ehre (1Kor 11:15), und es ist eine Schande, wenn sie es abschneidet (1Kor 11:6). Doch es ist ebenso ein Gegenzeugnis, wenn sie viel Geld und Zeit aufwendet, um ihr langes Haar kunstvoll zu flechten oder flechten zu lassen, um damit anzugeben.

1Tim 2:10. Nachdem Paulus die Dinge aufgezählt hat, durch die sie nicht auffallen sollte, geht es dann um das, was man bei ihr sehr wohl sehen sollte: „gute Werke“. Das sind Werke, die dem Glauben entspringen. Sie sind eine Frucht des neuen Menschen (Eph 2:10). Sie sind von ihrem Charakter her nützlich und bringen anderen Nutzen. Beispiele für Frauen, die gute Werke getan haben, sind Maria (Mt 26:7-10), Phöbe (Röm 16:1; 2), Lydia (Apg 16:14; 15) und Dorkas (Apg 9:36; 39). Wir lesen auch von Frauen, die dem Herrn mit ihrer Habe dienten (Lk 8:2; 3).

Paulus richtet sich an „Frauen …, die sich zur Gottesfurcht bekennen“. Von ihnen kann er ein Verhalten erwarten, das zu ihrem Bekenntnis passt. Lehre und Leben müssen miteinander in Übereinstimmung sein, sonst kommt es im Leben zu Misstönen. Wenn du als christliche Frau bekennst, gottesfürchtig zu sein, und davon sprichst, dass dein Herz mit Ehrerbietung vor Gott erfüllt ist, muss das in deiner Kleidung und in deinem Handeln zum Ausdruck kommen.

1Tim 2:11. Nachdem Paulus über die allgemeine Haltung der Frau in der Öffentlichkeit als ein Zeugnis für Gott gesprochen hat, sagt er im Anschluss daran etwas über ihr Verhalten dem Mann gegenüber. Er sagt zunächst, dass sie „still“ sein soll. Auch das musst du im Zusammenhang mit dem Auftreten in der Öffentlichkeit sehen (1Kor 14:34) und darfst das nicht auf persönliche Gespräche oder den häuslichen Bereich beziehen. Von Natur aus wird eine Frau sich nicht in den Vordergrund stellen wollen, doch der Geist der Welt geht auch an einer christlichen Frau nicht vorbei und will sie dazu bringen, sich doch in den Vordergrund zu drängen und sich Geltung zu verschaffen.

„In aller Unterordnung“ wird ebenfalls in der Welt keinen Beifall finden. Doch es geht auch gar nicht darum, was die Welt schätzt, sondern was Gott schätzt. Mit ihrer Unterordnung macht sie deutlich, dass ihr Stillsein kein Zeichen von Bitterkeit oder Sklaverei ist, sondern dass es der Bereitwilligkeit entspringt, so leben zu wollen, wie die Schrift es von einer Frau erwartet. Indem sie sich ihrem Mann unterordnet, ordnet sie sich der Wahrheit der Schrift und somit dem Herrn unter. Darum ist sie auch bereit, sich belehren zu lassen. Sie wird aufmerksam zuhören und aufpassen, um alles aufzunehmen, was zu ihrem geistlichen Wachstum und Segen dient.

1Tim 2:12. In den Worten „Ich erlaube aber nicht“ klingt dann wieder ein apostolischer Befehl an, der sich hier auf das Auftreten der Frau in der Öffentlichkeit bezieht. Inhalt des Befehls ist, dass die Frau nicht die Stelle eines Lehrers einnehmen und nicht über den Mann herrschen soll. Das Lehrverbot ist allgemein formuliert und gilt auch in Situationen, wo nur Frauen zugegen sind. Sie kann wohl weissagen (sofern sie das Haupt bedeckt, 1Kor 11:5), denn beim Weissagen geht es um die Anwendung des Wortes Gottes auf das tägliche Leben. Auch darf sie eine „Lehrerin des Guten“ sein (Tit 2:3-5).

Eine Frau darf auch nicht dominieren oder Autorität über den Mann ausüben. Wenn die Frau über den Mann herrscht, werden dadurch die von Gott festgesetzten Rollen vertauscht. Lehren und Herrschen sind ihr nicht gegeben. Die Kraft ihres Zeugnisses liegt darin, dass sie „still“ ist (vgl. 1Pet 3:1-6). Die Aussage begann in 1Tim 2:11 mit „Stille“ und endet hier in 1Tim 2:12 mit „still“. Damit wird schon ein besonderer Nachdruck darauf gelegt. Übrigens sollten sich Männer einmal fragen, woran es liegt, dass Frauen anfangen, lehren und herrschen zu wollen. Nehmen die Männer tatsächlich ihre Verantwortung wahr?

1Tim 2:13-14. In diesen Versen führt Paulus zwei Gründe für das Gebot in 1Tim 2:12 an. Diesen beiden Gründen begegnet er gleich zu Anfang der Bibel. Da hat Gott Dinge festgelegt und sind Dinge geschehen, die Er in seinem Wort hat niederschreiben lassen, damit man immer darauf hinweisen kann. So weist auch der Herr Jesus auf den Anfang zurück, als man Ihm Fragen zum Verhältnis von Mann und Frau stellte (Mt 19:4).

Der erste Grund, den Paulus für sein Gebot nennt, ist die Reihenfolge, in der Adam und Eva geschaffen wurden (1Tim 2:13). Adam, der Mann, wurde als Erster ein selbständiges lebendiges Wesen mit einem ganz besonderen Auftrag. Erst nachdem Gott alles in Bezug auf die Erschaffung Adams und auf seine Aufgabe geregelt hatte, bildete Er Eva. So machte Er das Weibliche vom Männlichen abhängig.

Als zweiten Grund nennt Paulus den Sündenfall (1Tim 2:14). Die Schöpfungsordnung macht deutlich, wie Gott es angeordnet hat. Der Sündenfall zeigt, wer der Mann ist und wer die Frau ist. Die Frau lässt sich leicht verführen. Als es zum Sündenfall kam, spielte nicht Adam die Hauptrolle. Nicht er war derjenige, an den sich Satan wandte. Wohl wurde er in das dramatische Geschehen mit einbezogen, allerdings nicht als Folge der Verführung. Ein Mann behandelt die Dinge mehr vom Verstand her und ist deshalb geeigneter zu lehren.

Dass eine Frau nicht lehren sollte, beruht nicht darauf, dass sie etwa leichtgläubiger als der Mann wäre. Es geht darum, dass sie ihre Stellung verlässt, wenn sie lehrt, und dass dies fatale Folgen hat, wie der Sündenfall gezeigt hat. Der Sündenfall macht nicht ihre Leichtgläubigkeit deutlich, sondern zeigt, wie sie ihre Stellung als Frau verlassen hat. Damit stellte sie die göttliche Ordnung auf den Kopf, und Adam akzeptierte mit offenen Augen ihre Führung mit den katastrophalen Folgen.

Gott hat es so bestimmt, dass die Frau vom Mann abhängig sein soll. Im Vergleich zum Mann ist sie das „schwächere Gefäß“ (1Pet 3:7). Indem der Teufel ihr Gefühl ansprach, fand er bei ihr Eingang, und „die Frau … wurde betrogen“ (vgl. 2Kor 11:3). Nicht von ungefähr richtet Johannes seinen zweiten Brief, in dem es um Irrlehrer geht, an eine Frau (2Joh 1:1). Die Frau muss vor allem darauf achten, dass sie sich nicht verführen lässt. Eva überschritt die Grenze, die Gott ihr gezogen hatte. „Fiel in Übertretung“ bedeutet daher auch wörtlich „überschritt eine Grenze“. Mann und Frau werden in ihrem Zeugnis für Gott bewahrt, wenn sie beide innerhalb der Grenzen bleiben, die Gott ihnen festgesetzt hat.

1Tim 2:15. Der Abschnitt, der an die Frauen gerichtet ist, endet mit einem besonderen Blick auf die Gnade Gottes, wie sie nur gläubige Frauen erfahren können. Nach dem Sündenfall, der sich durch die Schuld der Frau ereignete, hat Gott das Gebären von Kindern mit Schmerzen verbunden (1Mo 3:16). Doch darin kann es Bewahrung geben. Voraussetzung ist, dass „sie bleiben in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sittsamkeit“. Damit wird auf den Bereich verwiesen, in den sie eingetreten ist, als sie zum Glauben kam. Ihre „Sittsamkeit“ besteht darin, dass sie an einem gesunden Denken über diesen Bereich festhält und sich nicht erneut dazu verleiten lässt, einen Platz einzunehmen, der ihr nicht zusteht.

Damit ist allerdings nicht alles gesagt, was über diesen letzten Vers zu sagen wäre. Man hat zu Recht gesagt, dass dieser Vers einer der am schwierigsten zu erklärenden Verse des Neuen Testaments ist. Denn dieser Vers weckt sicher Fragen, die nicht so einfach zu beantworten sind. Man denke nur an so manche gottesfürchtigen Frauen, die bei der Entbindung nicht bewahrt geblieben, sondern gestorben sind. Und was ist mit Frauen, die keine Kinder bekommen können oder unverheiratet bleiben?

Deshalb glaube ich auch, dass Paulus hier einen allgemeinen Hinweis gibt hinsichtlich der besonderen Stellung, die Gott der Frau in der Schöpfung gegeben hat. Als Gegengewicht zu dem Vorhergehenden will Paulus der Frau bewusst machen, warum Gott sie geschaffen hat. Sie findet den Sinn ihres Lebens in der Erfüllung ihrer göttlichen Bestimmung als Frau und Mutter. Darin findet sie ihre größte Befriedigung und nicht dadurch, dass sie die Rolle des Mannes übernimmt. Es ist natürlich völlig richtig, dass Gott auch für die kinderlose Frau (vgl. Jes 54:1) und ebenso für die unverheiratete Frau (1Kor 7:34) einen Plan hat, aber darum geht es hier nicht.

Lies noch einmal 1. Timotheus 2,9–15.

Frage oder Aufgabe: Worin liegt die Kraft des Zeugnisses einer Frau?

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